Die Geschichte der Pariser Feuerwehr

Die Feuerwehren in den Hauptstädten Europas waren immer auch Vorbilder und Impulsgeber für die Gründung und Weiterentwicklung von Feuerwehren in den jeweiligen Staaten.

So muss die Entwicklung des Brandschutzes in der französischen Festung Saarlouis und die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1811 auch vor dem Hintergrund der Entwicklung in Paris gesehen werden.

Carl Weiser, Kommandant der Mainzer Feuerwehr, schrieb in seinem 1855 erschienenen "Handbuch für das gesamte Feuerlöschwesen", dass es die Franzosen seien, die als Lehrmeister und Muster vorangingen, was das eigentliche Wesen eines organisierten Löschwesens beträfe und längst schon wirklich Vollendetes leisten würden.

Man könne sagen, so Weiser weiter, dass mit der Einführung der öffentlichen Feuerspritzen in Paris auch zugleich bereits ein Pompier-Korps entstanden sei.

"Es war im Jahr 1705, in dem Hause eines Feuerwerkers, das an die Kirche du Petit-Saint-Antoine grenzte, brach Feuer aus; dasselbe ergriff rasch diese Kirche und die benachbarten Gebäude und wurde erst nach großen Verwüstungen gedämpft.

Dieser Brand ist es, bei welchem zuerst der Anwesenheit der Feuerspritzen eines Edelmannes aus der Provence Erwähnung geschieht, und zwar gab deren mächtige Wirksamkeit hier die Entscheidung und erregte die Bewunderung der Pariser. Der erwähnte Edelmann hieß Dumourrier-Dupperier. Überrascht von dem Nutzen der Feuerspritzen, deren Anwendung er in Holland und Deutschland kennen gelernt, war er zu dem Entschlusse gekommen, solche auch in Frankreich in Gebrauch zu bringen und hatte 1699 von Ludwig XIV. das ausschließliche Privilegium zur Anfertigung und zum Verkaufe dieser Instrumente für die Dauer von dreißig Jahren erhalten. Die ersten der von ihm gefertigten Spritzen standen auf vierrädrigen Wagen. Zwölf solcher gab der König der Stadt Paris, und dies waren die ersten öffentlichen Spritzen in Frankreich. 1705 wurde ihre Anzahl auf zwanzig - eine für jedes Stadtviertel - erhöht. In diesen ersten Zeiten wurden die erwähnten Spritzen auch von den Arbeitern Dumourriers, die somit als erstes Pompiers-Korps betrachtet werden können, bedient und anfangs die geleistete Hilfe nach einem Tarif von den Feuerbeschädigten bezahlt. Diese Bezahlung hörte jedoch bald auf, wie sich aus folgenden Worten ergibt, die als Überschrift über der Türe des Direktors der Spritzen standen:

"Öffentliche Feuerspritzen des Königs, zur Hilfe bei Feuersbrünsten, ohne dass man gehalten wäre, dafür etwas zu zahlen."

Dumourrier-Duperrier verpflichtete sich, die zwanzig Feuerspritzen, welche Paris seit 1705 besaß, während drei Jahren zu unterhalten, die Übungen in Bedienung derselben zu leiten und das bei Bränden nötige Löschpersonal zu stellen, wofür er ein für allemal die Summe von 40.000 Franken bezahlt erhielt.

Den 23. Februar 1716 wurde er sodann durch Ludwig XV. zum Direktor der Spritzen ernannt und erhielt für deren Unterhaltung und Bemannung jährlich 6.000 Franken. Die Spritzen mussten laut der betreffenden Instruktion jeden Monat in Gegenwart des Polizeileutnants und des Stadtrichters geprobt werden. Die zum Dienst bei den Spritzen verwandten Mannschaften trugen ursprünglich dunkelblaue Uniformsröcke mit weißen Knöpfen und einen mit Eisendraht übersponnenen Filzhut mit Visier. 1719 wurde der jährliche Gehalt Duperriers auf 20.000 Franken erhöht und die Nachfolge im Amte seinem Sohn Nicolaus Duperrier zugesichert, ferner durch Verordnung vom 17. April 1722 die Anzahl der Feuerspritzen, um den Bedürfnissen der gesamten Stadt zu genügen, auf dreißig gebracht. Duperrier verpflichtete sich, für die Bedienung der Spritzen sechzig Leute einzuüben, deren jedem er eine jährliche Summe von hundert Franken und alle drei Jahre eine neue Uniform gab.

Pariser Feuerwehrhelm Mitte des 18. Jahrhunderts
Helm der Pariser Feuerwehr aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er hatte einen mit Eisendraht übersponnenen Filzhut mit Visier ersetzt.

1747 erhielt das Pompier-Korps, obwohl noch aus Zivilpersonen zusammengesetzt, eine militärische Organisation und war seit dieser Zeit in gewissen Beziehungen den rein militärischen Korps gleichgestellt. So wurde Duperrier, der Sohn, damals Kommandant der Pompiers, 1760 zum Ritter des militärischen Ludwigsordens ernannt. 1760 trat an dessen Stelle -mit der Verpflichtung, ihm jährlich eine Summe von 5.000 Franken auszuzahlen- Herr Morat, welcher alsbald größere Verbesserungen in dem Dienst der Pompiers einführte.

1764 wurde der Bestand der Kompaie der Pompiers auf 80 Leute gebracht und später noch vermehrt; es wurden daraus sechs Wachen gebildet, Niederlagen von Wasserkarren errichtet und die zwei Regimenter der französischen Garden und der Schweizergarde dem Direktor für den Fall eines Brandes zur Verfügung gestellt. An die Stelle des Hutes trat jetzt ein Helm von Kupfer; die Uniform war von da an blau mit schwarzem Kragen, gelben Epaulettes und Messingknöpfen. 1770 bestand das Korps bereits aus 146 Mann, die in sechzehn Wachen zu drei Mann geteilt waren, so dass jeder alle drei Tage Wachdienst hatte. Sie waren zusammengesetzt aus:

  • 2 Brigadechefs mit einem jährlichen Gehalt von 500 Franken,
  • 16 Brigadiers mit einem jährlichen Gehalt von 400 Franken,
  • 16 Unterbrigadiers mit einem jährlichen Gehalt von 300 Franken,
  • 16 Gefreiten mit einem jährlichen Gehalt von 250 Franken,
  • 96 Gemeinen mit einem jährlichen Gehalt von 200 Franken,

Für die Unterhaltung dieses Korps usw. erhielt Morat jährlich 70.000 Franken.

1777 hatte die Kompanie einen Leutnant und einen Kompaniechirurg, zu welchen Chargen man später noch zwei Unterleutnants und drei Adjutanten fügte.

Personal und Material vermehrten sich von Jahr zu Jahr, und 1785 wurde der Bestand der Kompanie der königlichen Pompiers auf 221 Mann und die Ausgaben für dieses Korps auf 116.000 Franken festgesetzt.

Pariser Feuerwehrmann, sog. garde-pompe, im Jahre 1786

Seit 1790 hatten die Pompiers in Folge gesetzlicher Bestimmungen auch den Wachdienst in den Theatern von Paris während der Vorstellungen, wofür sie von den Theaterverwaltungen besonders honoriert wurden.

1792 wurden die Pompiers mit Säbeln bewaffnet. 1793 hatte das Korps einen Kommandanten, einen Leutnant, zwei Unterleutnants, drei Adjutanten, 27 Brigadiers, 27 Unterbrigadiers, 28 Gefreite und 174 Gemeine, zusammen 264 Mann, von denen täglich 85 Mann den Dienst hatten. Das Material bestand aus 56 Spritzen, darunter zwölf mit Saugwerk, und aus 42 Wasserfässern. Es gab 15 Spritzenhäuser und 13 Magazine für Wasserfässer. Die Disziplin unter der Mannschaft war so strenge, als sie es nur in einem nicht-militärischen Korps sein konnte; die Individuen, welche sich Insubordinationsfehler oder Ungebührlichkeiten zu Schulden kommen ließen, wurden von der Kompanie ausgeschlossen und in graveren Fällen in das Vicetre gebracht. Es versteht sich, dass strengste Ehrlichkeit Gesetz war; sie wurde auch musterhaft geübt, und der Chef pflegte zu sagen: "Wer so viel stiehlt, als der Strick kostet, wird erhängt."

Nachdem 1793 abermals wesentliche Verbesserungen und Vermehrungen vorgenommen worden waren, stieg 1795 die Anzahl der Pompiers auf 376 in drei Kompanien, deren jede einen Kapitän und einen Leutnant hatte, die alten Benennungen von Brigadiers und Unterbrigadiers wurden durch die von Sergeanten und Korporälen ersetzt. Das Korps erhielt eine Fahne, wurde unter die Aufsicht des allgemeinen Sicherheitsausschusses gestellt und, wie die anderen Truppen, der Inspektion eines Kriegskommissars unterworfen. Die Bestrafungen geschahen durch ein Disziplinargericht, und die Witwen der Pompiers traten von jener Zeit an mit denen der Militäre in gleiche Rechte.

1801 wurde in Folge Konsularbeschlusses vom 6. Juli dem Pompier-Korps von Paris eine neue Organisation gegeben. Die Anzahl der besoldeten Pompiers, die in drei Kompanien eingeteilt wurden, reduzierte sich dadurch auf 293. Jede Kompanie konnte außer den Besoldeten 30 Zöglinge, welche Nahrungsunterhalt und Uniform, jedoch keinen Sold erhielten, und dreißig Freiwillige aufnehmen, welche sich selbst zu unterhalten und zu uniformieren hatten. Jene Zöglinge, wie diese Freiwilligen zum Dienst heranzuziehen, war festgesetzt, dass jeder, der zur Zeit seiner Konskriptionspflicht auf diese Art bereits zwei Jahre gedient hatte, von dem Militärdienst befreit war und diesen in dem Pompier-Korps fortsetzte. Das Korps, welches sonach außer elf Offizieren 462 Mann - darunter sechs Trompeter - zählte, stand unter der Direktion des Polizeipräfekten und unter der Oberaufsicht des Seinepräfekten. Die zwei Kommandanten und die zwei Ingenieure, beides Chargen der neuen Organisation, hatte, sowie die drei Hauptleute, der erste Konsul zu ernennen. Der Sold stieg in Folge dieser Einrichtung bedeutend. Es erhielt nämlich jährlich:

  • Erster Kommandant 4.200 Franken
  • Zweiter Kommandant 3.600 Franken
  • Erster Ingenieur 2.600 Franken
  • Zweiter Ingenieur 2.490 Franken
  • Hauptmann 2.000 Franken
  • Quartiermeister 1.500 Franken
  • Leutnant 1.500 Franken
  • Unterleutnant 900 Franken
  • Gemeiner ersten Grades 700 Franken
  • Gemeiner zweiten Grades 600 Franken.
Brandkatastrophe im Palais des österreichischen Gesandten, des Fürsten von Schwarzenberg, 1810
Brandkatastrophe im Palais des österreichischen Gesandten, des Fürsten von Schwarzenberg, 1810

Die schauderhafte Katastrophe im Hotel des österreichischen Gesandten, Fürsten von Schwarzenberg, der 1810 zur Feier der Vermählung Napoleons mit Maria Louise von Österreich ein durch höchsten Glanz und Geschmack ausgezeichnetes Fest gab, und dessen tragisches Ende dem Umstande zugeschrieben werden musste, dass man den Pompiers den Eintritt in das Hotel versagt hatte, wurde die Ursache, dass Napoleon das Pompier-Korps auf einen völlig militärischen Fuß setzte und bei allen festlichen Gelegenheiten Wachen dieses Korps mit vollkommen amtlicher Autorität zugezogen wurden. Auch bestimmte ein kaiserliches Dekret von 1811, dass die Pompiers, welche meistens Handwerker und verheiratet waren und bis dahin ihre Privatwohnungen gehabt, mit Gewehren bewaffnet, einer strengen Disziplin und den militärischen Gesetzen unterworfen und in Kasernen gelegt werden sollten. Dasselbe Dekret schuf ein ganzes Bataillon von vier Kompanien, zusammen von 563 Mann mit dreizehn Offizieren. Dieses Bataillon, in welches die vorhandenen Bestandteile des früheren Pompier-Korps, die sich nur schwer an das Kasernenleben gewöhnten, aufgenommen wurden, hatte außer seinen Funktionen im Löschwesen auch die Verpflichtung, im Dienste der Polizei und der öffentlichen Sicherheit innerhalb der Stadt Paris mitzuwirken. Nach und nach wurden die für die Mannschaft nötigen vier Kasernen und im Jahre 1845 noch eine fünfte für die damals neu errichtete fünfte Kompanie hergestellt.

Nach dem oben erwähnten Dekret nahm das Pompier-Korps gleichen Rang ein mit der Linieninfanterie, und das Kommando über dasselbe wurde zuerst dem Eskadronchef Delalanne und zwei Jahre später (1814) dem Bataillonschef des Genies, Herrn von Plazanet, übertragen. ..." (Soweit Weiser zur Entwicklung der Pariser Feuerwehr bis zum Ende der französischen Herrschaft in Saarlouis.)

Angebot des Helmfabrikanten Daupley aus dem Jahre 1812 für ein neues Helmmodell der Pariser Feuerwehr. Links das neue, rechts das alte Modell, darunter die Preise. Der neue Helm erinnert, dem antikenbegeisterten Zeitgeist entsprechend, an die Helme griechischer Hopliten.
Angebot des Helmfabrikanten Daupley aus dem Jahre 1812 für ein neues Helmmodell der Pariser Feuerwehr. Links das neue, rechts das alte Modell, darunter die Preise. Der neue Helm erinnert, dem antikenbegeisterten Zeitgeist entsprechend, an die Helme griechischer Hopliten.