1814 - 1817

1814

1814 wird die Stadt wegen der Bedrohung durch eine preußische Armee in den Belagerungszustand versetzt. Zur Verteidigung wird neben der Bürger-Artillerie und den vier Bürger-Füsilier-Kompanien auch die 60 Mann starke und bewaffnete Kompanie der Pompiers aufgeboten.

Die folgende Mitgliederliste ist wohl vor dem Hintergrund der militärischen Funktion der Pompiers als Teil der Stadtverteidigung zu sehen. Pompiers und Grenadiers werden gleich gesetzt:

Mitgliederliste der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis 1814. Sie ist wohl im Hintergrund der militärischen Funktion der Pompiers als Teil der Stadtverteidigung zu sehen. Pompiers und Grenadiers werden gleich gesetzt.

Nachfolgend eine weitere Mitgliederliste von 1814, die die Pompiers als Feuerwehrleute erfasst:

Mitgliederliste der Feuerwehr Saarlouis 1814

Erläuterungen zur Mitgliederliste:

Ville de Sarrelouis: Stadt Sarrelouis

Controle d'appel: Appell-Kontrolle (hier wohl als Mitgliederliste zu verstehen)

Compagnie de Pompiers: Pompiers-Kompanie

Etat Major: (Kompanie-) Stab, bestehend aus Capitaine (Hauptmann) Kraut, Lieutenant (Leutnant) Renquebach, Sous-Lieutenant (Unter-Leutnant) Reneauld, Sergent-Major (Hauptfeldwebel) Reimsbach und Fourrier (Schreiber-Furier, Quartiermacher, ein Uffz.-Dienstgrad) Notty
Die Mannschaft ist in zwei Divisions (Abteilungen) zu jeweils zwei Escouades (Gruppen) aufgeteilt. Jede Division ist für eine Pompe (Pumpe) zuständig.

Daneben werden in der Tabelle Noms (Namen), Prénoms (Vornamen), Professions (Berufe), Ages (Jahre bzw. Alter) und Grades (Dienstgrade) angegeben.
Jeder Escouade (Gruppe) stehen ein Sergent (Unteroffizier) -und mit Ausnahme der letzten- auch ein Caporal (Haupt-/Obergefreiter) vor.

 

Am 31. März 1814 ziehen die siegreichen Gegner Napoleons in Paris ein, er entsagt der Krone und erhält die Insel Elba als Fürstentum. Die zurückgekehrten Bourbonen, an ihrer Spitze König Ludwig XVIII, können sich zunächst nur kurz ihrer wiedergewonnenen Herrschaft freuen, denn bereits am 1. März 1815 landet Napoleon wieder in Frankreich. Am Rande sei erwähnt, dass hier ein Saarlouiser Böttchersohn Geschichte schreiben sollte, denn Michel Ney, Ex-Marschall Napoleons, genannt der "Tapferste der Tapferen", der nach der Abdankung des Kaisers zu den Bourbonen gewechselt war, zieht seinem ehemaligen Herrn mit einer Streitmacht entgegen und hat Befehl, diesen festzunehmen. Dazu kam es bekanntermaßen nicht. Ney geht mit seinen Männern wieder zu Napoleon über. Letztendlich wird er diese Tat mit seinem Leben bezahlen, denn er wird später von den Bourbonen wegen Hochverrats angeklagt, zum Tode verurteilt und in Paris standrechtlich erschossen.

1815

Am 6. Februar 1815 wendet sich de Montesquiou, Minister und Staatssekretär des Innern von König Ludwig XVIII, mit einem Rundschreiben an die Präfekten der Departements, das die Grundlagen einer relativen Vereinheitlichung des Korps und des Einsatzes der Sapeurs-Pompiers in Frankreich schafft. Letztendlich will er eine Erhöhung und Angleichung der landauf, landab recht unterschiedlichen Qualität der Arbeit der Pompiers-Kompanien erreichen und sie in den Rahmen der staatlichen Autorität einbinden.
Er schreibt, dass die Gründungsstatuten der Pompiers-Kompanien durch die Bürgermeister verfasst werden sollen. Sie sollten den Gegenstand des Dienstes, die Stärke der Korps, ihre Organisation unter dem Kommando eines oder mehrerer Chefs, ihre Beziehungen zur öffentlichen Autorität, die Aufnahmebedingungen, die Art und Weise der Bestimmung der Pompiers und die Ernennung der Chefs, die Uniformierung, die Disziplin und die Ausgaben bestimmen.
Die Kompanien befänden sich im Wirkungskreis der gemeindlichen Autorität und unter deren direkten Anweisungen.
Die Bestimmung der Pompiers sei den Bürgermeistern vorbehalten, die Unteroffiziere würden endgültig durch den Präfekten auf Vorschlag des Bürgermeisters und des Unter-Präfekten ernannt. Die Ernennung der Offiziere habe gleichfalls durch den Präfekten zu erfolgen, sei jedoch nicht endgültig, so lange sie nicht mit seiner Billigung (der Montesquious, des Innenministers) versehen wäre.
Die Aufnahmebedingungen, so Montesquiou weiter, resultierten aus der Natur des Dienstes selbst, der Rechtschaffenheit erfordere, Kraft, Kenntnisse im Bauwesen oder die Ausübung eines Handwerks, das sich mit Leder, Holz oder Metallen befasse...
Die Kosten bezüglich des Kaufs und der Unterhaltung der Pumpen, Eimer, Haken, Leitern und anderen Utensilien seien vom Jahreshaushalt zu tragen. Es sei überflüssig, Gelder zum Kauf von Waffen zu bewilligen, die die Pompiers nicht tragen könnten, weder bei den Übungen, noch bei den Brandeinsätzen.
Die öffentliche Macht müsse für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen, während die Pompiers sich um nichts zu kümmern hätten, als die Ausbreitung des Feuers zu stoppen und Personen und Sachen zu retten...
In wie weit das Rundschreiben de Montesquious auch in dem zu diesem Zeitpunkt noch französischen Saarlouis bekannt war und umgesetzt wurde, lässt sich nicht mehr klären. Dieses Schreiben zeigt jedoch, welchen hohen Wert man einer durch die Bürger organisierten Brandbekämpfung in Frankreich zumaß. Es dauerte noch einige Jahre, bis auch die deutschen Staaten sich dieses Gedankengut zu Eigen gemacht hatten und ihre freiwilligen Wehren entsprechend organisierten und förderten. Die Saarlouiser Kompanie sollte - wie wir noch sehen werden - in den nächsten Jahren so ihre eigenen preußischen Erfahrungen sammeln.

Der Saarlouiser Maréchal (Marschall) Michel Ney an der Spitze der französischen Kürassiere bei Waterloo
Der Saarlouiser Maréchal (Marschall) Michel Ney an der Spitze der französischen Kürassiere bei Waterloo
Kleine Zugpumpe, die heute im Stadtmuseum Saarlouis zu besichtigen ist
Kleine Zugpumpe, die heute im Stadtmuseum Saarlouis zu besichtigen ist.

Nachdem Napoleon am 18. Juni 1815 nahe der belgischen Ortschaft Waterloo endgültig besiegt worden ist, wird auf dem Zweiten Pariser Frieden beschlossen, u.a. Saarlouis an Preußen abzutreten.

So ziehen am 1. Dezember 1815 die Preußen in die Stadt ein.

Die Kompanie der "Sapeurs Pompiers" hat eine Stärke von 54 Mann.

In der Stadt befinden sich vier große Feuerpumpen, eine kleine Zugpumpe, zwei kleine Tragpumpen, acht große Leitern, 14 große Haken und 255 lederne Feuereimer.

1816

Am 1. April 1816 wird die nunmehr preußisch gewordene Saarlouiser Löschkompanie entwaffnet, 66 Musketen werden abgegeben, das Tragen der bisherigen Militäruniformen verboten.

Gleichzeitig löst man die Bürger-Artillerie-Kompanie auf.

Der preußische Festungskommandant Oberst von Langen schreibt u.a. an den Magistrat..., dass es der Wille Sr. Majestät des Königs sei, "die Bürger, welche früher veranlasst waren, zur Sicherheit der Stadt in den Waffen zu treten, jetzt in ihre häusliche Ruhe zurücktreten zu lassen und ihn nicht durch militärische Dienstverrichtungen fernerwärts in seinem bürgerlichen Gewerbe zu stören". Der Pompiers-Kompanie behält er sich vor, sowohl den Dank des Staates als auch sein eigenes Anerkennen für die bisher geleisteten lobenswerten Dienstverrichtungen zu erkennen zu geben.

Die Entwaffnung der Pompiers hat zur Folge, dass die meisten austreten, jedoch gelingt es dem Eingreifen des Oberbürgermeisters Renauld, sofort wieder Ersatz zu schaffen.

Anlässlich ihres Einsatzes bei einem Brand in Fraulautern am 18.8.1816 wird die ganze Löschkompanie, besonders der Schiffer Franz und der Spezereihändler Reiser, durch die Regierung in Trier gelobt.

Die "Compagnie des Sapeurs et Pompiers de Sarrelouis" hat unter Hauptmann Michel Kraut eine Stärke von 73 Mann.

1817

Die Löschkompanie erhält für einen Brandeinsatz in Roden abermals ein Lob.