Großbrand in der Saarlouiser Innenstadt

In den Abendstunden des 8. März 1911 stand der Dachstuhl des Eckhauses Engelstraße / Saarstraße, des Stein’schen Hauses (heute Pavillonstraße, das Eckhaus, das heute Büros des Kaufhauses Pieper beherbergt) in hellen Flammen. Das Feuer entwickelte sich rasch zum Großbrand und griff auf die Dachstühle der Nachbarhäuser, des Fialaschen und des Schleicherschen Hauses über, die wie der Speicher des Steinschen Hauses völlig ausbrannten. Der nachfolgende Auszug aus der Berichterstattung des Saarlouiser Journals vom 9.3.1911 schildert den Einsatz eindrucksvoll:

"Gestern abend gegen 10 Uhr wurde die Feuerwehr, vom Melder am Rathause aus alarmiert. Ein großer Feuerschein mit mächtigen Rauchwolken bewies sofort, dass es dieses Mal kein blinder Lärm war, sondern eine schwere Aufgabe der Wehr bevorstand. Das Dach des Steinschen Hauses, Ecke Engel= und Saarstraße stand in Flammen. Die Wehr war, wie immer, überraschend schnell zur Stelle. Der zuerst eintreffenden Abteilung tönte der Ruf entgegen: ein 6 jähr. Kind wird vermisst. Dieselbe drang so weit nur möglich vor, konnte jedoch nichts finden und mit aller Bestimmtheit erklärten, dass es völlig ausgeschlossen sei, dass noch jemand in den gefährdeten Räumen sei. Das Kind wurde später in einem Hause in der Schwarzochsenstraße, wohin es sich geflüchtet hatte, aufgefunden. Weitere Abteilungen, in anerkennenswerter Weise vom Militär aus der gegenüberliegenden Kaserne unterstützt, be-teiligten sich an der Mobiliarrettung, das teilweise nicht versichert war. Nunmehr wurde das Feuer selbst energisch von allen Seiten unter Legung von zirka 800 Meter Schläuche mit 6 Strahlrohren angegriffen und war es der Brandleitung nach kurzem vollständig klar, dass trotzdem vier Dächer brannten unter denen auch Stroh und Heu lag, das Feuer vollständig lokalisiert sei und ein Weitergreifen ausgeschlossen schien. Diese Erklärung trug viel zur Beruhigung der Bewohner der weiteren Nachbarhäuser bei, die schon ausräumen wollten. Gegen 11 Uhr war der Brand gelöscht und konnte die Wehr um 12 ½ Uhr abrücken. Es blieb eine Brandwache von einem Führer und 13 Mann zurück, die Brandleitung selbst war bis 3 Uhr anwesend, musste doch von der Wache noch vier Mal gegen das wieder angefachte Feuer vorgegangen werden. Um 6 Uhr konnte die Wache nach Zurücklassung von 2 Mann, abrücken. […] Die Wehr, die in wenigen Monaten auf ein 100 jähriges Bestehen zurückblickt, hat auch heuer wieder gezeigt, dass die Bürgerschaft sich voll und ganz auf sie verlassen kann und konnte man nur eine Stimme des Lobes hören."

Die Berichterstattung der Saarzeitung vom 9.3.1911 zum gleichen Ereignis verursachte eine öffentliche Diskussion über die Arbeit der Feuerwehr, die bis in den Stadtrat hinein reichte. Sie gipfelte in einer Erklärung von Bürgermeister Dr. Kohlen vor der Stadtverordnetenversammlung, von der das Saarlouiser Journal am 10.3.1911 folgendermaßen berichtete: "In dem Brandbericht der Saarzeitung […] befinden sich einige Stellen, die geeignet sind, nach außen hin falsche Vorstellungen über die hiesige Wehr und die städtischen Löscheinrichtungen zu erwecken. Die Bemerkung: "Leider hatte die Wasserleitung anfänglich nicht genügend Druck", beruht auf einem Irrtum des Berichterstatters. Der Druck war, wie immer, so auch bei dem Brande vollständig genügend, er beträgt 4,5 Atm., ist also vollständig ausreichend für die höchsten Häuser hier. Diese irrige Auffassung mag dadurch entstanden sein, dass der auf der mechanischen Schiebeleiter stehende Rohrführer nicht fortwährend Wasser gab. Dies geschah jedoch auf Befehl der Brandleitung. Da die Strahlrohre absperrbar sind, bleibt der betreffende Mann auf seinem Posten stehen und sperrt das Rohr ab, während der Schlauch vom Hydranten bis zum Strahlrohr unter vollem Druck steht. Dann ist die Ansicht, dass zuerst 2 Spritzen in Tätigkeit waren und später noch eine dritte auf dem Marktplatz auffuhr eine irrige. Die Wehr benutzt seit 10 Jahren schon keine Spritzen mehr. Bei dem Brande selbst waren 6 Strahlrohre mit ca. 800 Mtr. von der Wasserleitung gespeisten Schläuchen in Gebrauch. Auch die Bemerkung vom Einreißen von Mauerwerk ist unrichtig: es ist keine einzige Mauer eingerissen worden. Ich war selbst während der ganzen Zeit auf der Brandstelle anwesend und ergreife hier die Gelegenheit, sowohl der Wehr als auch dem Militär, das durch Bergung von Mobilar und Absperrung große Mithilfe leistete, den Dank der Stadt auszusprechen."

Ebenfalls am 10.3.1911 veröffentlichte die Saarzeitung eine Art Gegendarstellung in eigener Sache, die dann sehr versöhnlich schloss:"[…] wir haben stets der Wirksamkeit unserer Feuerwehr unser uneingeschränktes Lob gezollt und auch diesmal gewiß nicht im entferntesten daran gedacht, ihre Tätigkeit herabzusetzen."

(Quellen: Saarlouiser Journal vom 9.3. und 10.3.1911, Saarzeitung vom 9.3. und 10.3.1911)