Geisterfahrerin auf der Autobahn

Beinahe eine Umweltkatastrophe

 

Eine Umweltkatastrophe war für Saarlouis nicht mehr weit nach einem schweren Verkehrsunfall in den späten Abendstunden des 1. April 1996 auf der Autobahn 620 in Höhe Saarlouis.

Tödliche Verletzungen trug dabei eine Geisterfahrerin davon, die mit ihrem Kleinwagen in falscher Fahrtrichtung unterwegs war und frontal gegen einen in Richtung Luxemburg fahrenden Gefahrgut-Lastwagen raste.

Durch den Aufprall wurde der Kleinwagen unter das Führerhaus des Lastwagens gequetscht und ging sofort in Flammen auf. Der Lastwagen schleuderte noch mit dem darunter hängenden Kleinwagen gegen die Mittelleitplanken, ehe er zum Stehen kam. Er geriet ebenfalls in Brand. An Bord hatte der Gefahrguttransporter rund 2,5 Tonnen Äthylacrylat, abgefüllt in 200-Liter-Fässern. Es wurde sofort Umweltalarm ausgelöst.

Eine Rauchwolke zog in Richtung eines etwa 400 m vom Unfallort entfernten Hochhauses. Durch den Brand bestand akute Explosionsgefahr, die Bevölkerung wurde über den Rundfunk gewarnt. Für den Fall, dass die Äthylacrylat-Fässer beschädigt worden wären, hätten sich hochgiftige und hoch explosible Dämpfe entwickelt. Feuerwehr und Polizei waren im Großeinsatz und nach etwa einer Stunde war die größte Gefahr gebannt und die Katastrophe verhindert.

Im gefährlichen Einsatz waren etwa 150 Mann aller vier Löschbezirke der Kreisstadt Saarlouis und des Gefahrstoffzuges Saarlouis/Dillingen, die den Brand von beiden Seiten mit Schwerschaum ablöschen konnten. Kreisbrandinspekteur Helmut Hoffmann leitete in Zusammenarbeit mit den Löschbezirksführern die Lösch- und Bergungsarbeiten. Zuerst habe man gar nicht bemerkt, dass ein Wagen unter dem Gefahrguttransporter gehangen habe, so Kreisbrandinspekteur Hoffmann. "Der Wagen der Frau hatte sich hinter der Vorderachse verkeilt, so dass er anfangs gar nicht zu erkennen war", so Hoffmann.

Der Unfallbeteiligte Gefahrguttransporter war in einem vorbildlichen technischen Zustand im Hinblick auf den Transport von Gefahrstoffen: Die Transportbehälter waren neueren Datums und so auf ihren Paletten gesichert, dass sie auch durch den Aufprall nicht aus ihren Verankerungen gerissen wurden. Sicher ist es auch darauf zurückzuführen, dass es zu keiner Explosion kam.

Der LKW ist eingeschäumt
Die Ladung wird überprüft
Der PKW unter dem LKW ist nicht zu sehen.

Die Autobahn blieb die Nacht hindurch voll gesperrt, denn erst nachdem der Brand restlos gelöscht war, konnten die Fässer gefahrlos umgeladen werden.

 

 

 

 

 

Stichwort Äthylacrylat

Verhalten bei Freiwerden und Vermischen mit Wasser:

  • Flüssigkeit und Dämpfe sind leicht entzündlich.
  • Die Dämpfe bilden mit Luft explosionsfähige Gemische, die schwerer als Luft sind. Sie kriechen deshalb am Boden entlang und können bei Zündung über weite Strecken zurückschlagen.
  • Schon ein relativ schwacher Funke einer elektrostatischen Aufladung kann eine Zündung herbeiführen.
  • Acrylsäure und ihre Ester, zum Beispiel das Äthylacrylat, sind wichtige Monomere zur Herstellung von Polymerisaten, die als Anstriche und Klebstoffe sowie in der Papier- und Textilveredlung angewendet werden.

(Quellen: Saarbrücker Zeitung, Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis)