Aktuelles

Sa, 20. Sep. 2025 16:00 Uhr

Jahreshauptübung 2025

Kategorie: Aktuelles, Innenstadt, Ost, Lisdorf, West

Von: A. Jenal

Großschadensereignis bei Firma Rietmann simuliert – Feuerwehrgroßübung mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften und parallelem Klinik-Stresstest


Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Foto: Blaulichter Deutschland 112

Foto: Blaulichter Deutschland 112

Foto: Ruppenthal

Foto: Blaulichter Deutschland 112

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Blaulichter Deutschland 112

Foto: Blaulichter Deutschland 112

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Foto: Feuerwehr Saarlouis

Die Freiwillige Feuerwehr Saarlouis führte ihre diesjährige Jahreshauptübung auf dem Gelände der Firma Theodor Rietmann GmbH im Stadtteil Lisdorf durch. Unter der Leitung von Übungsleiter Brandmeister Manuel Hawner wurde ein komplexes Brandszenario mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften simuliert, das in diesem Jahr um eine besondere Kooperation mit dem Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Saarlouis erweitert wurde.

Das Übungsszenario basierte auf einer angenommenen Mehlstaubexplosion im rückwärtigen Entladebereich der Betriebslagerhalle. Der fiktive Unfall ereignete sich, als ein Gabelstapler während des Entladevorgangs versehentlich einen BigBag mit Mehl aufriss. Das austretende Mehl bildete eine explosive Staubwolke, die sich an einer heißen Zündquelle, vermutlich der Auspuffanlage eines nahestehenden Lkw, entzündete. Die daraus resultierende Explosion erfasste mit voller Wucht die umliegenden Palettenstapel sowie mehrere Arbeiter, die von herabfallenden Trümmern verschüttet wurden. Durch die Explosion geriet ein Lkw in Brand. Die dabei entstehende massive Rauchentwicklung führte zu einer zusätzlichen Gefährdung: Mehrere Personen wurden im Gebäude eingeschlossen, da ihre Fluchtwege aus dem Bürogebäude teilweise durch den zerstörten und verrauchten rückwärtigen Bereich führten.

Die Zielsetzung der Übung bestand primär in der Stärkung der löschbezirksübergreifenden Zusammenarbeit bei einem Brandereignis mit großem Kräfteansatz. Dabei kam eine Führungsstaffel der stadteigenen Führungsunterstützungsgruppe mit einem ELW 1 zum Einsatz, um den Übungsleiter bei der Führung der in vier Einsatzabschnitten gegliederten Einsatzstelle, zu unterstützen. Die gleichzeitige Besetzung dieser gesamtstädtischen Sondereinheit sowie die Einbeziehung des Rettungsdienstes mit LNA (Leitender Notarzt) und ORGL (Organisatorischer Leiter Rettungsdienst) waren weitere wichtige Übungsziele. Zusätzlich diente die Übung der Evaluierung des Feuerwehreinsatzplans für das Objekt, insbesondere bezüglich der Wasserversorgung.

Der Übungsablauf gliederte sich in mehrere Phasen. Nach der Alarmierung gemäß AAO fuhren die Löschbezirke 3 und 1 die ihnen zugeordneten Einsatzabschnitte an. Der LBZ 3 übernahm im rückwärtigen Bereich die Rettung einer durch brennende Trümmerteile verschütteten Person sowie einer unter einem IBC eingeklemmten Person und leitete gleichzeitig die Brandbekämpfung des Lkw mit Riegelstellung ein. Der LBZ 1 richtete im vorderen Bereich am Verwaltungsgebäude eine zusätzliche Riegelstellung über die TLK 23/12 ein und begann mit der Evakuierung des Verwaltungsgebäudes. Aufgrund der schnellen Verrauchung des Gebäudes durch offene Fenster und eine offenstehende Verbindungstür mussten Trupps unter schwerem Atemschutz eingesetzt werden, um insgesamt vier vermisste Personen zu suchen.

Eine besondere Herausforderung stellte die Wasserversorgung dar. Da die Hydranten am Objekt nur über eine Stichleitung gespeist werden, reichte die verfügbare Wassermenge nicht für Brandbekämpfung und Riegelstellung gleichzeitig aus. Daher wurde der Löschbezirk 4 mit dem GW-S zur Einrichtung einer Wasserentnahmestelle „offenes Gewässer“ an der Saar, zusammen mit dem HLF 20 zur Unterstützung der Brandbekämpfung und dem TLF 4000 zur Einrichtung einer etwa 200 Meter langen Wasserförderstrecke, alarmiert. Die Einsatzkräfte richteten diese Förderstrecke vom Saarufer am Pumpenhäuschen Ecke Saarstraße über das Stauwerk der Firma Rietmann zum Einsatzabschnitt 1 ein und bildeten somit den Einsatzabschnitt 3.

In der anschließenden Übungsphase gliederte sich der Löschbezirk 2 als Verstärkung in die Einsatzabschnitte 1 und 2 ein. Die Trupps des LF 20 gingen durch den Seiteneingang der Warenannahme im rückwärtigen Bereich zur Menschenrettung in den Kellerbereich vor.

Die diesjährige Jahreshauptübung zeichnete sich durch eine besondere Kooperation mit dem Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Saarlouis aus. Die Klinik nutzte diese Gelegenheit, um parallel einen eigenen Stresstest ihrer Schockräume für einen Massenanfall von Verletzten (MANV) durchzuführen. Für realistische Übungsbedingungen sorgte die Realistische Unfalldarstellung (RUD) des DRK mit insgesamt 14 Verletzendarstellern. Diese wurden im Vorfeld mit täuschend echten Verletzungsmustern geschminkt und anschließend strategisch im Übungsbereich verteilt. Nach ihrer Rettung durch die Feuerwehr erfolgte die Erstversorgung durch ein großes personelles Aufgebot des Rettungsdienstes und des DRK-Ortsvereins Saarlouis. Unter realistischen Bedingungen wurden die Verletzten dann mit Rettungsmitteln wie Rettungs- und Krankentransportwagen (RTW, KTW) zur Klinik transportiert, wo sie wie in einem echten Notfall medizinisch weiter versorgt wurden. Der beeindruckende Umfang dieser kombinierten Großübung zeigt sich in den eingesetzten Kräften und Mitteln: Insgesamt kamen 14 Feuerwehrfahrzeuge und 13 rettungsdienstliche Fahrzeuge zum Einsatz. Die beteiligten rettungsdienstlichen Kräfte richteten zwei Patientenablagen und zwei Rettungsmittelhalteplätze ein, jeweils im vorderen (Einsatzabschnitt 2) und im rückwärtigen Bereich (Einsatzabschnitt 4). Dabei übernahm die Rettungswache Saarlouis den rückwärtigen Bereich, während der DRK-Ortsverein Saarlouis für den vorderen Bereich verantwortlich war.

Für die Dokumentation und Information der Zuschauer über die komplexe und räumlich weit verteilte Einsatzlage setzte die Feuerwehr moderne Medientechnik ein. Drohnenaufnahmen wurden von der Drohneneinheit Schwalbach aus der Taktischen Einheit Drohne (TE-Drohne) des Landkreises Saarlouis für die Einsatzleitung bereitgestellt, während eine mobile Kamera das Vorgehen der Einsatzkräfte aus weiteren Perspektiven dokumentierte. So konnten Eindrücke aus der Vogelperspektive, beim Vordringen in die Gebäude sowie beim Transport der Patienten in den Schockraum vermittelt werden. Diese Aufnahmen wurden in Echtzeit auf eine Leinwand übertragen und vom neuen Pressesprecher der Feuerwehr Saarlouis, Hauptlöschmeister Pascal Fontaine, fachkundig kommentiert. Die Erläuterung der rettungsdienstlichen Maßnahmen übernahm Dr. Ulrich Berwanger, der als Chefarzt der Anästhesie im Marienhaus Klinikum Saarlouis und ärztlicher Standortleiter der Rettungswache Saarlouis über die notwendige Expertise verfügte, um den Zuschauern die medizinischen Aspekte des Einsatzes näherzubringen.

Die erfolgreiche Durchführung dieser komplexen Großübung wurde durch die Unterstützung verschiedener Partner ermöglicht. Die Firma Theodor Rietmann GmbH stellte nicht nur ihr Firmengelände zur Verfügung, sondern zeigt seit Jahrzehnten, dass die Unterstützung der ortsansässigen Feuerwehr fester Bestandteil ihrer Unternehmenskultur ist. Der neue Betriebshof Saarlouis leistete wertvolle Unterstützung bei Vorbereitung und Durchführung. Die enge Zusammenarbeit mit dem Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Saarlouis, der Rettungswache Saarlouis sowie dem DRK-Ortsverein bei der gemeinsamen Ausarbeitung und Durchführung, welche federführend durch Oberlöschmeister und LNA Michael Daub organisiert wurde, demonstrierte eindrucksvoll die Bedeutung institutionsübergreifender Kooperation im modernen Katastrophenschutz.

Diese Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis bewies einmal mehr die hohe Einsatzbereitschaft und Professionalität der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Die realitätsnahe Simulation eines komplexen Großschadensereignisses mit löschbezirksübergreifender Zusammenarbeit und die Integration des Rettungsdienstes und des DRK-Ortsvereins stellten alle Beteiligten vor Herausforderungen, die sie mit Bravour meisterten. Die gewonnenen Erkenntnisse, insbesondere zur Wasserversorgung am Übungsobjekt, fließen direkt in die Einsatzplanung ein und erhöhen somit die Sicherheit der Bevölkerung für den Ernstfall.