Ausdauergruppe der Feuerwache West in Saarlouis radeln nach Saint-Nazaire

Alles begann im Jahre 2004. Damals wurden die Kameraden der Feuerwache West von der Partnerwehr in Hymendorf bei Bremerhaven zu ihrem Jubiläumsfest eingeladen. Spontan entschieden die Mitglieder der Ausdauergruppe, den Weg nach Norddeutschland mit dem Fahrrad anzutreten.  Seitdem führen die Radfahrer der Feuerwache West alle zwei Jahre eine größere Radtour durch. Nach Bremerhaven, Brixen und Eisenhüttenstadt, stand nun in diesem Jahr eine Fahrt nach Saint-Nazaire an.
Am 2. September war es dann soweit. Nach langen und intensiven Vorbereitungen durch die Cheforganisatoren Walter Klinz und Claus Fontaine, konnte die im Rahmen der Städtepartnerstadt geplante große Tour gestartet werden.  Schon gegen 08:00 Uhr versammelten sich viele FeuerwehrkameradenInnen, Freunde und Bekannte an der Feuerwache um die Radfahrer zu verabschieden. Auch der Wehrführer Knut Kempeni erschien in Begleitung des Löschbezirksführers Dominique Dinger, um den Mitgliedern der Ausdauergruppe viel Glück und eine unfallfreie Fahrt zu wünschen. Oberbürgermeister Roland Henz hatte sich wegen einer dringenden Sitzung entschuldigt, ließ aber über Frau Molitor von der Pressestelle der Stadt, die besten Wünsche für eine gute Fahrt ausrichten.  Nach einigen Gruppenfotos und weiteren Schnappschüssen, wurde die erste Etappe bei sich langsam lichtenden Nebelfeldern gestartet.

1. Tag - Etappe - Saarlouis - Verdun - 123 Km

 

Schon gleich nach dem Start auf der Feuerwache West sahen sich die Radfahrer genötigt  die ersten Kräfte zu mobilisieren. Um nach Oberfelsberg zu gelangen, mussten ca. 130 Höhenmeter in kurzer Distanz überwunden werden. Als Lohn dieser ersten Strapaze erwartete die Radfahrer ab Oberfelsberg ein strahlender Sonnenschein, der über die gesamte Etappe bis nach Verdun anhalten sollte. Man hatte sich also schnell warm gefahren und es ging weiter durch das "Lothringer Stufenland"  über Bouzonville, Amneville und Briey in Richtung Verdun. Es war ein ständiges Auf und Ab, vorbei an den Resten und heute teilweise wieder restaurierten Anlagen der Maginotlinie bei Hackenberg und Dalstein. Die ausgesuchte Streckenführung erwies sich trotz des teilweise starken Verkehrs als gut befahrbar, sie war sehr anspruchsvoll, landschaftlich aber herrlich. Kurz vor dem Etappenziel ging es dann an Kasernen eines Hubschrauberkampfgeschwaders und an verschiedenen Soldatenfriedhöfen und Opfergedenkstätten (1. Weltkrieg) vorbei zur ersten Unterkunft nach Verdun. Die Fahrer waren zwar müde, aber alle gesund und munter, die Stimmung war nach einem guten Essen in einem Buffalo-Grill hervorragend. Ob jeder in dieser Nacht auch gut schlafen konnte, sei dahingestellt, denn jeder hatte bereits die Daten der nächsten Etappe im Kopf.  Diese Etappe von Verdun nach Troyes sollte mit 167 Km Länge die „Königsetappe“ dieser Tour sein. Dazu kam, dass sehr heißes Wetter für die Region gemeldet wurde.

2. Tag - -Etappe - Verdun - Troyes -184 Km

Nach einer doch noch erholsamen Nachtruhe ging man schon früh auf Tour. Nach dem Plündern eines an und für sich „spartanischen Frühstücks“, bei dem man allerdings mehrmals Flutes nachbestellen musste, ging man mit etwas „Bammel“ die zweite Etappe an. Die Temperatur lag beim Start so gegen 18°, später wurde es über 25° warm. Zunächst ging die Fahrt über relativ hügeliges Gelände durch eine geschichtsträchtige Gegend: Über die Voie Sacrée ging es zunächst  in Richtung  Argonner Wald. Der sogenannte "Heilige Weg", heute als Route départemental gut ausgebaut, führt von Verdun nach Bar-le-Duc und stellte während des 1. Weltkrieges die Hauptverkehrsader dar, über die Truppen, Material und Nachschub an die Front von Verdun geschafft wurde.  Anschließend  ging die Fahrt durch eine weite Ebene, den "Katalaunischen Feldern." In dieser Gegend fand im Jahre 451 n. Chr. eine Schlacht zwischen den Römern unter Aetius und den Hunnen unter Attila statt. Die Hunnen wurden vernichtend geschlagen und zum Rückzug aus Gallien gezwungen. Der Name „Katalaunische Felder stammt im Übrigen von dem Gallierstamm der Katalaunen ab, welcher in dieser Region siedelte. In Troyes kämpfte sich die Radfahrer zunächst durch die Stadt, um zum Stadtteil Barberey zu kommen. Dort bezog man in der Nähe des Flugplatzes ein Hotel. Wie sich am Schluss der Etappe herausstellte, war die anfängliche Angst vor dieser Etappe an und für sich unbegründet. Auf der gesamten Strecke herrschte starker Rückenwind, sodass diese Etappe doch schnell und ohne große Probleme, mit einem fast 25er Schnitt abgestrampelt wurde.  Wie sich aber im Nachhinein herausstellte, mussten nicht wie geplant ca. 167 Kilometern und  rund 880 Höhenmeter überwunden werden; die Etappe war tatsächlich über 184 Km lang. Kleine Pausen wurden in Villas de Sec und in Somsois gemacht. Alle Fahrer fühlten sich nach dieser Etappe etwas geschlaucht, waren aber bei bester Gesundheit.

3. Tag - Etappe - Troyes - Nemours - 120 Km

Der Stadtteil Troyes-Barberey liegt ziemlich an der Peripherie von Troyes. Insoweit konnte man die Stadt schnell verlassen und fuhr über die D 64 durch Dierry-Saint-Pierre in Richtung des Departements Seine-et-Marne in der Region "Ile de France“.  Bei der Abfahrt um 08:00 Uhr war es bedeckt, ca. 15° warm. Während der weiteren  Fahrt war dann schönes Wetter.  Kurze Aufstiege und Abfahrten prägten zunächst die Strecke. Die Fahrt ging durch eine weitläufige, überwiegend landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Die Ortschaften lagen teilweise über 10 Km auseinander, der Baustil erinnerte stark an die Bretagne.  Die allgemeine Meinung, die Champagne sei ein flacher Teil Von Frankreich, wurde an diesem Tage grundsätzlich widerlegt. Das  angefahrene Hotel lag in der Rue de Moines an der Peripherie von Nemours, einige Kilometer vor dem eigentlichen Stadtkern. Nemours war im Übrigen auch Zielort der 1. Etappe des Radrennens von Paris-Nizza im vorigen Jahr. Insgesamt kann dieser Tag als nicht  eintönige Etappe vermerkt werden. Die geplante Strecke von 120 Km verlängerte sich durch einige Umwege auf 135 Km. Eine Besonderheit war der Besuch der Feuerwehrkaserne in Voulx, wo die Fahrradgruppe von den dortigen Pompiers herzlich empfangen und bewirtet wurde. Heute machte auch die Versorgungsgruppe ihre erste Erfahrungen mit den harten Fahrradsätteln. Sie fuhren eine Strecke von ca. 60 Km durch das hügelige Land mit.  Als Belohnung gab es  wieder ein reichhaltiges Abendessen in einem Grillrestaurant.

4. Tag - Etappe, Nemours - Blois - 147 Km

Nach tiefem Schlaf und gutem Frühstück stand am  Freitag  die Etappe von Nemours nach Blois auf dem Programm. Nach Verlassen der Stadt  fuhr man zunächst über mehrere kleine Dörfer. Es war insgesamt eine ziemlich langweilige Strecke in Richtung Orleans. Riesige, bereits abgeerntete Getreidefelder säumten den Weg, über mehrere Kilometer ging es immer wieder auf und ab. Urplötzlich wurde die Eintönigkeit von einem großen Waldgebiet abgelöst. Die Gruppe hatte den "Forêt d`Orleans", den Wald um Orléans, erreicht. Schon vorher durchfuhr man Regionen mit riesigen eingezäunten Wiesen, auf denen die bekannten Charolais-Rinder weideten. Mancher einem lief das Wasser schon im Munde zusammen, man freute sich bereits auf ein saftiges Steak am Zielort Blois. Aber bis dahin waren noch einige Kilometer zu radeln. Unterbrochen wurde die Fahrt an diesem Tage  von der ersten Reifenpanne, von einem umgestürzten, auf der Straße liegenden Baum und einer ausgiebigen Mittagspause in Sully-la-Chapelle unter einer großen schattenspendenden Dorflinde.   Ausgeruht und gestärkt ging es dann weiter über Trainou nach Orleans. Schließlich erreichte man das Tal der Loire, aber ohne, dass man den Fluss zunächst zu Gesicht bekam. Erst nach etwa 10 Km weiterer Fahrt auf Landstraßen konnte man an die Loire direkt heranfahren. Nach einigen Kilometern auf dem Loire-Radweg, mussten die letzten 50 Kilometer auf einer viel befahrenen Nationalstraße bewältigt werden.. Auch bei dieser Etappe lag das Hotel am Rande der Metropole, sodass die Gruppe vom Stadtkern nicht viel zu sehen bekam. Das Wetter spielte auch  an diesem Tage wieder mit, allerdings machte die Gruppe zum ersten Mal mit dem Gegenwind Bekanntschaft. Die Beine waren zwar schon etwas schwerer, alle waren aber gesund und freuten sich schon auf die nächste Etappe von Blois nach Saumur.

 

5. Tag - Etappe - Blois - Saumur - 130 Km

Gut ausgeruht trat die Gruppe gegen 09:00 Uhr zur Abfahrt an. Bei leichtem Nebel war es  bereits 19° warm. Insoweit konnte ein schöner Tag erwartet werden. Insbesondere auch deswegen, weil an diesem Tag eine weitestgehend flache Etappe auf dem Programm stand. Zunächst wurde Blois in Richtung Onzain verlassen. Danach ging es bei schönstem Sonnenschein weiter durch sehenswerte Orte wie Limerey und Noizal. Als Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke wären insbesonder die in Felswänden integrierten  Höhlenwohnungen zu erwähnen. Wegen der überwiegenden Streckenführung auf Umgehungsstraßen, fuhr die Gruppe wohl noch an manchen malerischen Ortskernen vorbei. Im Schatten des Schlosses von Langeais trafen sich die Radler und das Versorgungsteam zu einer kleinen Kaffeepause. Bei mittlerweile 28° wurde auch die an und für sich topographisch leichte Strecke für manches Körperteil zur Tor“Tour“. Das  Etappenziel lag unterhalb eines gigantischen Schlosses. Trotz aller Strapazen war man  guten Mutes,  auch die vorletzte Etappe von Saumur nach Mesanger bei Ancenis ohne größere Probleme  bewältigen zu können.

6. Tag - Etappe - Saumur-Ancenis-110 Km

Nach einem ausgiebigen Frühstück erfolgte die Abfahrt vom Hotel  um 09:00 Uhr. Mit 19° war es schon recht warm, ein heißer Tag war wohl zu erwarten. Die Fahrt führte zunächst am wunderschönen Schloss von Saumur vorbei, durch das südliche Hinterland der Loire, auch durch weitläufige Weinbaugebiete. Die Landschaft war hügelig aber abwechslungsreich und verführte zu schnellem Fahren.  Die Gruppe passierte mehrere Schlösser und Herrenhäuser, eins prächtiger als das andere. Ab Rochefort wechselte man ständig von einem Ufer  zum anderen, teilweise fuhr man kilometerweit über die Deichkronen. Eine erste Pause verbrachte die Gruppe am Ufer der Loire in Possonniere, eine zweite in Verades. Gegen Ende der Etappe führte die Strecke wieder weg vom Fluss. Die Gruppe fuhr an Ancenis vorbei in den weiter nördlich gelegenen Zielort Mesanger. Am Tage wurde es tatsächlich sehr heiß, die Beine wurden immer schwerer, viel Trinken war angesagt. Diesbezüglich konnte man sich  aber wieder  auf die Versorger verlassen, die jederzeit Getränke und Essen parat hatten. .  Alle freuten sich schon auf die morgige letzte Etappe mit der Ankunft in Saint Nazaire. 

7. Tag - Etappe - Ancenis-Saint-Nazaire-100 Km

Trotz schlechter Wetterprognose startete man bei schon sehr warmen 20° gegen 09:00 Uhr am Hotel in Mesanger. Die Gruppe hatte gut gefrühstückt und war bei bester Stimmung. Immerhin fuhr man heute zum Zielpunkt der diesjährigen Fahrt und hatte  auch noch mit „nur“ 100 Km  die kürzeste Etappe der Tour vor sich. Entgegen der gestrigen Etappe führte die Strecke heute zunächst in das nördliche Hinterland der Loire. Zunächst war es eine ständige Berg- und Talfahrt. Der von den Fahrern erwartete Gegenwind blieb Gott sei Dank aus und man kam schnell voran.  Nantes wurde nördlich umfahren. Bei Cordemais erreicht die Gruppe dann den Mündungstrichter der Loire, die Strecke wurde von da ab etwas flacher. Etwa 15 Km vor dem Ziel fuhr man in Donges neben einer vierspurigen Ausfallstraße  an einer großen Raffinerie vorbei. Dort wurde mit den Versorgern eine Trinkpause eingelegt, dann fuhr man gemeinsam in Richtung Saint-Nazaire, wo die Gruppe gegen 17:00 Uhr  im Stadtteil Trignac ankam und ein Hotel bezog. Alle hatten es geschafft. Nach rund 1000 Kilometern sind  die Radfahrer der Feuerwache West gesund und ohne Unfall, mit nur 4 Reifenpannen, heil am Zielort Saint-Nazaire angekommen. Herzlichen Glückwunsch, tolle Leistung!!!

8. Tag

Nach dem Frühstück machte sich die ganze Truppe auf in die Stadt. Dort fand  ein offizieller Empfang  durch Vertreter der Stadt (Beigeordnete Mme Benizé, der Präsidentin der Städtepartnerschaft Mme Bruno) und hochrangige Vertreter der Feuerwehr von St. Nazaire statt. Danach ging es zu einer Rundfahrt durch City und den Hafen, unter der kompetenten Führung von Peter Arweiler. Über die imposante Brücke der Stadt (Höhe 90m, Länge 2,3 km), fuhr die "Reisegesellschaft"  über den Mündungstrichter der Loire nach Saint-Brevin. Dort wurde zu Mittag gegessen. Zurück im Hafen wurde die gigantische U-Boot Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg besichtigt. Bei einem gemütlichen Beisammensein in der Feuerwehrkaserne wurden die Radfahrer fürstlich bewirtet, wobei alle Kameraden (25) der anwesenden Wachmannschaft dabei waren. Hierbei wurden auch Grundlagen für evtl. spätere Kontakte geschaffen.

9. Tag

Der letzte Tag in Saint Nazaire war einer der eindrucksvollsten, aber auch einer der gegensätzlichsten. Morgens machte die Gruppe zunächst  einen Abstecher nach La Baule, einem Ferienparadies der Reichen und Schönen. Danach schlenderten die "Touristen" über einen regionalen  Markt mitten im  mittelalterlichem Ortskern von Guérande . Nachmittags ging es in die Grande Briére, einer riesigen Sumpf- und Lagunenlandschaft, vergleichbar mit dem Spreewald in Deutschland. Hier ließen sie die himmlische Ruhe der Abgeschiedenheit bei einer Bootsfahrt und einer gemütlichen Kutschfahrt auf sich einwirken.

 Fazit:

Eine solche Fahrt kann man nur durchführen, wenn die Fitness  innerhalb der Gruppe stimmt. Das gilt auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Insoweit war diese Tour in sportlicher und kameradschaftlicher Hinsicht ein voller Erfolg. Nicht nur nebenbei hat dieser Besuch mit Sicherheit dazu beigetragen, die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Saarlouis und Saint-Nazaire weiter zu festigen und  zu vertiefen.

Ein besonderer Dank für ihre Unterstützung gilt Herrn Oberbürgermeister Roland Henz  mit Frau Baer und Frau Molitor sowie unserem Wehrführer Knut Kempeni, die allesamt der Fahrt sehr positiv gegenüberstanden. Dank auch an alle Sponsoren, ohne deren finanzielles Engagement diese Tour nicht möglich gewesen wäre...

Gruppenbild mit den Pompies